Zuchtjahr 2000
Berichte, News
Spalterbigkeit und dessen Vererbung


Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und vor allem das Jahr 2000 bereitete einige Schwierigkeiten in der Zucht, sodass ich zeitweise schon daran dachte die Zucht aufzugeben und noch mal neu anzufangen oder eine andere Rasse zu züchten. Chucky gibt es leider nicht mehr - immerhin war er nicht ganz unschuldig an diesem "Rückschlag" im 2. Zuchtjahr.

Schneeball Angefangen hatte alles damit, dass nach dem ersten recht guten Zuchtjahr im März 2000 bei einem Wurf mit drei Jungen plötzlich ein weißes Kaninchen dabei war. Zuerst war ich sehr erfreut, da ich annahm, dass dies ein ganz seltenes Ereignis sei. Allerdings schlug meine anfängliche Begeisterung schnell ins Gegenteil um, als ich kurze Zeit später einen Anruf eines Züchters erhielt, der im Vorjahr drei meiner Ausstellungstiere erworben hatte und mir mitteilte, dass eine der beiden Häsinnen neben roten auch zwei weiße Junge geworfen hatte. Meine Befürchtung bestätigte sich dann als beim nächsten Wurf, der aus neun Jungtieren derselben Häsin bestand, wieder drei Weiße dabei waren.

Dachte ich vorerst noch, dass es sich um weiße Satin, sprich: Albinos mit roten oder blauen Augen, handelt, so musste ich bald feststellen, dass sie zwar Seidenglanz besaßen, die Augenfarbe jedoch braun war - was ich sehr eigenartig fand, da ich der Meinung war, reinweiße Tiere hätten stets rote oder blaue Augen. Bei genauem Hinsehen sah man jedoch, dass vor allem an den Ohrrändern und der Schnauzenpartie einige dunkle Haare zum Vorschein kamen.

Ich begann mich dann intensiv mit dem Problem auseinander zu setzen, fragte andere Züchter um Ihre Meinung und las alles was ich in diesem Zusammenhang finden konnte. Schließlich erinnerte ich mich an eine Vererbungsformel die ich in der Schule gelernt hatte und zeichnete mir die möglichen Vererbungsgänge und Ergebnisse auf. Ich hatte keine Ahnung, ob ich mit Hilfe dieser relativ "simplen" Erbformel diese weißen Tiere aus meiner Zucht herausbringen konnte oder ob sich das Ganze als wesentlich komplizierter herausstellen sollte.

Mittlerweile - ein Jahr später, gehe ich davon aus, dass es wirklich so "einfach" war (wenn man davon absieht, dass ich ein Zuchtjahr verloren hatte), da sich soweit alles bestätigte und keinerlei Abweichungen meiner Aufzeichnungen eintraten.

Hey laß' mich auch mal ran! Da man die weißen Tiere aufgrund ihrer braunen Augen nicht den weißen Satin zuordnen konnte, waren sie für die Zucht und für Ausstellungen unbrauchbar. Außerdem wollte ich niemanden Rote Satins "andreh'n" in deren Würfen weiße Tiere vorkamen. Vor allem aber, wäre es wohl ein Rückschlag für die Rasse selber - und ich hatte auch von einem anderen Satinzüchter erfahren, bei dem dieses Problem auftrat, sodass ich davon ausging, dass dies gar nicht allzu selten war. Schließlich hatte auch ich mir das Ganze durch mein Rammler eingeschleppt, den ich damals ahnungslos kaufte. Und ich beschloss meine Tiere durchzutesten, so dass ich dann wirklich weiß, - vorausgesetzt meine Theorie würde sich bestätigen - dass meine Tiere durch und durch Rote Satin sind und nicht nur rein äußerlich.

Ich begann dann mit Hilfe meiner spalterbigen Häsin, einer weißen Häsin und einem weißen Rammler alle meine vorhandenen Zuchttiere durchzupaaren, sodass ich anhand der Ergebnisse feststellen konnte, welche Tiere "rein-rote" und welche sowohl "rote" als auch "weiße Erbanlagen" besaßen.

Zum Glück stellte sich heraus, dass meine beiden Ausgangshäsinnen " Prinzessin" und "Sweety" reinerbig waren, wodurch darauf zu schließen war dass "Chucky" der Übeltäter war, was sich bei einer Testpaarung dann auch herausstellte. Leider waren aber auch die beiden Jungrammler, die ich zur Zucht einsetzen wollte, nicht reinerbig. Somit hatte ich zwei Probleme: Erstens hatte ich nun keinen reinerbigen Rammler mit dem ich meine Zuchthäsinnen decken konnte und zweitens konnte ich davon ausgehen, dass ein Großteil der heurigen Jungtiere spalterbig sein würden. Da aber einige schöne Tiere dabei waren und ich auf den Ausstellungen nicht fehlen wollte, stellte ich sie trotzdem aus, jedoch verkaufte ich dieses Jahr keine Tiere und wenn, dann habe ich die jeweiligen Käufer über das mögliche Risiko informiert.

Wer hat mir meine Farbe gestohlen?! Die bewiesenen spalterbigen Tiere - darunter auch "Chucky" - wurden aus der Zucht genommen. Ich überlegte nun was ich mit meinen übrigen 4 Rammlern aus dem heurigen Jahr machen sollte - ob ich sie der Reihe nach durchtesten sollte, was jedoch eine gewisse Zeit lang dauern würde (noch dazu wo meine Häsinnen im Winter nicht so richtig aufnehmen wollen und ich ab 2001 wieder normal weiterzüchten wollte) oder ob ich mir einen neuen Rammler zulegen sollte. Jedoch könnte sich dieser auch wieder als "Fehlgriff" erweisen und außerdem habe ich auf der Europaschau kein wirklich ansprechendes Tier gefunden. Somit blieb mir nichts anderes übrig als weitere Testversuche zu starten.

Bald darauf wurde nun auch ein Großteil meiner Häsinnen trächtig und so warf die weiße Häsin als erste am 2.1.2001 acht Junge. Nachdem die ersten drei Jungtiere die ich aus dem Wurfkasten nahm rot waren, hoffte ich sehr, dass dies auch auf die restlichen Jungen zutraf und zog zitternd eins nach dem anderen aus dem Nest. Und siehe da alle acht waren rot!

Somit hatte ich zumindest einmal meinen ersten reinerbigen Rammler, der mit zweimal 96 Pkt. auf diesjährigen Ausstellungen auch mein Bester war. Ich hoffe nun, dass sich meine Theorie bestätigt und die weißen Tiere nicht mehr im Zuchtstamm vorkommen werden. Einige Testpaarungen werde ich zwar noch durchführen müssen, aber zumindest kann ich dieses Jahr nun auch wieder "richtige" Rote Satin züchten und hoffe, dass sich noch mehr Züchter dieser schönen Rasse annehmen.



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