Das war vielleicht ein Jahr und leider sollte es nicht das letzte dieser Art sein, wie ich im
darauffolgend Jahr erfahren musste. Aufgrund ungeklärter Verdauungsprobleme verlor ich
beinahe meinen halben Tierbestand.
Angefangen hatte alles im Sommer, Anfang Juni, als ich bei einigen Jungtieren stinkenden
schmierigen Durchfall feststellte. Die vorigen ein, zwei Tage hatten sie schon kaum etwas
gefressen. Da meine Kaninchen zuvor aber noch nie Probleme mit der Verdauung hatten,
habe ich es leider nicht gleich allzu ernst genommen. Ich kontrollierte daraufhin alle Tiere
durch und schaute gleich in meinen Büchern nach , um was es sich hier wohl handeln könnte.
Die Tiere zeigten ganz unterschiedliche Symptome. Es fing zumeist mit Verstopfung und damit
verbundenen Aufblähungen an. Wenn man den Bauch abklopfte gab es einen trommelartigen
Ton, wie bei Trommelsucht. Die Tiere magerten immer weiter ab und waren apathisch, auch
das Fell war sehr struppig und Lähmungserscheinungen traten auf. Die meisten Tiere dürften
wohl an Kreislaufversagen gestorben sein. Bei den Kaninchen, die
die Blähungen überstanden hatten, setzte dann meist stinkender Durchfall ein. Einige Tiere
hatten auch durchsichtige gallertartige Ausscheidungen, die wohl auf eine Darmentzündung
zurückzuführen waren. Sobald die Tiere wieder Kot absetzten, waren sie zumeist wieder auf dem
Weg der Besserung, auch wenn die Ausscheidungen anfangs noch sehr unförmig waren.
Ich kam dann zu der Meinung, dass es sich um Kokzidiose handeln müsste. Ich bin dann
gleich zur Tierärztin und teilte ihr alles mit. Leider konnte sie mir auch nicht sehr viel weiterhelfen.
Sie gab mir verschiedene Medikamente mit, wie Stullmisan (Verabreichung übers Wasser),
Vitavet (übers Futter) und Colosan-öl (direkte Eingabe). Allerdings funktionierte dies nur
bei den Tieren die noch nicht erkrankt waren und normal fraßen.
Ich nahm auch mehrmals Kotproben zur Untersuchung mit. Leider auch mit keinem
eindeutigen Ergebnis. Einmal wurden Kokzidien nachgewiesen, dann wieder nicht und
auch nicht in so einer großen Menge, dass sie dem Tiere schaden würden. Ich las dann
auch Artikeln über Enterocolitis - eine sich aus Frankreich immer weiter ausbreitende
Krankheit die große Kaninchenverluste mit sich zieht, dessen Ursachen man bisher aber
noch nicht genau kennt und infolge dessen auch keine genauen Heilungsaussichten
vorhanden sind - lediglich Vermutungen. Da sich alles sehr ähnlich anhörte wie bei
meinen Kaninchen zog ich auch diese Möglichkeit in Betracht. Überhaupt erscheint
mir die Abgrenzung zwischen Kozidiose und Enterocolitis sehr schwer, da sich beides
sehr ähnlich anhört.
So vergingen die Tage. Ich reinigte die Buchen, welche ich nur mit Zeitungspapier und Hobelspänen auslegte, täglich, um zu verhinderen, dass sich die
Tiere mit durch Kokzidienoccysten infizierten Kot immer wieder neu ansteckten und versuchte den erkrankten Tieren - so
gut es ging - zu helfen. Ich massierte ihren Bauch, flößte ihnen über eine Spitze (natürlich ohne
Nadel) Fencheltee gegen die Blähungen ein und versuchte ihnen die Medikamente von der Tierärztin zu verabreichen.
Nachdem es mehrere Medikamente waren, kann ich nicht genau sagen welches am meisten geholfen
hat. Ich bin aber sogar der Meinung, dass all diese Medikamente überhaupt keine oder kaum Wirkung
zeigten. Am Besten war, finde ich, noch der Fencheltee. Die Tiere die ich dazu brachte
in zu trinken bzw. überhaupt erst einmal runterzuschlucken, da sie schon extrem abgemagert
waren und kaum mehr Kraft hatten, haben es eigentlich am Besten überstanden und
begannen dann auch schon bald von alleine Fencheltee zu trinken und langsam auch
wieder Nahrung zu sich zu nehmen.
Leider gab es aber trotzdem viele verendete Kaninchen.
Es zog sich kreuz und quer durch die Ställe, manche bekamen es, manche blieben völlig
gesund. Es gab auch Tiere, die obwohl sie mit kranken Tieren im selben Stall waren, gar
nicht erkrankten. Es hatte zwar bei den Jungtieren begonnen, jedoch blieben auch die
Alttiere nicht davor verschont. Auch meine liebe Sweety - eine meiner ersten beiden
Häsinnen erwischte es. Auffallend war noch, dass sich die jüngeren Tiere leichter wieder
erfingen. Bei den erkrankten Alttieren gelang es mir bei keinem einzigen es durch zu
bekommen. Sie dürften wohl alle an Kreislaufversagen, infolge der durch die Blähungen
im Magen entstandenen Toxine verendet sein. Auch kam es bei schweren Fällen oft zu
Lähmungserscheinungen und die Tiere knirschten mit den Zähnen vor Schmerzen, sodaß
wir einige, für die so gut wie keine Rettung mehr bestand, von ihrem Qualen erlösten,
da sie uns schon so leid taten.
Die Erkrankungen zogen sich ca. über ein Monat - beinahe der halbe Bestand iverstarb. Die
andere Hälfte wurde wieder gesund bzw. erkrankte gar nicht erst. Zum Schluß reinigte ich auch noch mal alles gründlich
mit einem Dampfreiniger und desinfizierte die Buchten mit Bacillol plus (von der Tierärztin),
damit keine Krankheitserreger zurück bleiben konnten.
Immer wieder stellte ich mir die Frage nach den Ursachen für die Erkrankung - lag es am
der frisch verfütterten Luzerne, die die Tiere bisher aber eigentlich immer gut vertragen
haben, oder war mit dem Heu irgendetwas? War der Eiweißgehalt zu hoch? Ist vielleicht
das Wasser nicht in Ordnung oder haben sich die Kaninchen bei einer Ausstellung
angesteckt? War der Futterwechsel daran schuld oder habe ich ihnen irgendetwas
falsches zu fressen gegeben? Erfolgte die Ansteckung über Insekten oder andere Tiere?
Oder waren einfach nur zuviele Tiere in einem Stall untergebracht. Hätte ich sie schon früher
trennen sollen? War die Ammonikbelastung zu hoch? Sollte ich wärend der Zeit wo die
Tieranzahl am höchsten war zweimal die Woche ausmisten um die Stallklima zu verbessern?
Fragen über Fragen. Wobei ich mir das ganze nicht recht erklären kann, da ich früher noch nie
Verdauungsprobleme bei meinen Kanicnhen hatte und es aber damals mit der Hygiene bei
weitem nicht so genau nahm wie heute und trotzdem jetzt diese Probleme. Und zum Schluß
bleibt noch die bange Frage: Haben die Tiere den Erreger jetzt in sich und scheiden ihn
vielleicht soger weiterhin aus oder war es wirklich nur futtertechnisch bedingt bzw. ein
Zusammenspiel mehrerer Faktoren?
Jedenfalls reinigte ich abschließend alles nochmal gründlich in der Hoffnung alle Keime vernichtet zu haben.
Den Rest des Jahres gab es dann gott sei dank keine Probleme mehr. Ob es wirklich etwas
geholfen hat, wird das nächstes Jahr zeigen